[Unsere Referenzen]

"Homer H. Hickam: Rocket Boys
ISBN 3-423-24143-8, Copyright dtv München

Als der Abend kam, balancierten wir unsere Rakete, die gefährlich und schnittig aussah, oben auf dem Rosengartenzaun meiner Mutter aus. Mom betrachtete diesen Zaun immer mit Stolz und Genugtuung, denn sie hatte Dad sechs Monate lang ständig daran erinnern müssen, bis er schließlich Mr. McDuff von der Zeche vorbeischickte, damit der ihn baute. Die Nacht war kalt und klar - um so besser, dachten wir, konnten wir unsere Rakete verfolgen, wenn sie durch den dunklen, sternenbesetzten Himmel schoß. Wir warteten, bis einige Kohlenwaggons vorbeigerollt waren; dann steckte ich die Zündschnur in Brand und rannte zurück zum Gras am Rand der Rosensträucher. O'Dell schlug sich die Hand auf den Mund, um sein aufgeregtes Kichern zu unterdrücken.
   Feuerfunken regneten von der Zündschnur herab. Sherman zählte von zehn an rückwärts. Wir warteten gespannt, und dann war Sherman bei null angekommen und schrie »Zündung!«, genau in dem Moment. als das Pulver aus den Krachern detonierte.
   Es gab einen Augenzeugen, einen Bergmann, der an der Tankstelle gegenüber auf ein Auto wartete. Zur Erbauung aller Gartenzaun-Klatschtanten schilderte er später genau, was er gesehen hatte. Es gab. berichtete er. einen riesigen Blitz in Hickams Garten, und er hörte ein Donnern. als ob Gott der Allmächtige in die Hände geklatscht hätte. Dann erhob sich ein Feuerrad immer höher in die Dunkelheit. drehte sich und sprühte leuchtende Funken. So wie es der Mann beschrieb, war unsere Rakete ein wunderschöner, erhabener Anblick, und ich denke, daß er bis zu diesem Punkt durchaus recht hatte. Allerdings gab es ein Problem: Es war nicht unsere Rakete, die in die dunkle. kalte, klare, sternenfunkelnde Nacht hinausschoß.

Es war der Rosengartenzaun meiner Mutter.

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