[Unsere Referenzen] Eines Tages besichtigten zwei ältere jüdische Frauen das Museum, gebürtige Berlinerinnen, die den Holocaust überlebt hatten und nun in England wohnten. Dies war ihr erster Aufenthalt in Berlin nach dem Krieg, und sie kamen im Auftrag der Londoner Zeitung Evening Standard. Ich schloss mich ihnen an, als sie sich langsam dem Holocaust-Turm näherten. Nachdem wir eingetreten waren, fiel hinter uns eine schwere Metalltür mit einem unversöhnlichen, dumpfen Dröhnen ins Schloss. Es war Winter und der Turm nicht geheizt. Von außen drangen nur gedämpfte Geräusche herein - das Lärmen der Kinder auf dem gegenüberliegenden Schulhof, das Brummen von Lastern auf der Lindenstraße, Gesprächsfetzen von Besuchern auf dem Museumsgelände. Genau wie jüdische Berliner wahrend des Kriegs waren auch wir jetzt vom normalen Alltagsleben abgeschnitten. Die beiden älteren Damen brachen in Tränen aus. Die Berliner verstanden das Gebäude mit dem Herzen. Sie verharrten im Holocaust-Turm, schweigend und viele mit Tränen in den Augen. Sie studierten die Treppe und erkannten, warum sie in eine Sackgasse führte und vor einer kahlen weißen Mauer endete. In Gruppen gingen sie durch den Garten und unterhielten sich dabei leise. Das Museum hallte wider von den Stimmen der Berliner und gab mir das Gefühl, dass zwölf Jahre Bauzeit an einem einzigen Gebäude nicht umsonst gewesen waren.« |
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